bunte Filzstifte. Ansicht von vorne

Handlettering für Einsteiger: Die häufigsten Fehler und wie du sie spielend meisterst

Herzlich willkommen in der wunderbaren Welt des Handletterings! Ich wette, du hast schon diese atemberaubenden Schriftzüge auf Instagram, Pinterest oder in deinem Lieblingscafé bewundert und dir gedacht: „Wow, das will ich auch können!“

Aber vielleicht kennst du auch dieses Gefühl, das kurz danach kommt: Du sitzt vor einem leeren Blatt Papier, das dich förmlich anstarrt, und eine leise Stimme flüstert: „Und wo fange ich jetzt bloß an? “.

Keine Sorge, du bist nicht allein! Das ist völlig normal, und jeder, wirklich JEDER von uns hat genau so angefangen.

Eine der größten Motivationsfallen ist der Vergleich mit den perfekten Kunstwerken, die man online sieht. Aber vergiss nicht: Das sind nur die fertigen Ergebnis. Du siehst nicht die unzähligen Stunden Übungen die dahinter stecken.

Handlettering ist kein angeborenes Talent, sondern ein Handwerk – dass jeder lernen kann.

In diesem Artikel ich zeige dir die typischen Stolpersteine und gebe dir konkrete Tipps, wie du sie vermeidest. Betrachte es als deine Abkürzung durch den anfänglichen Frust, direkt hin zur Freude am kreativen Prozess.

Die typischen Anfängerfehler beim Handlettering (und wie du sie umgehst)

Der vielleicht häufigste Fehler, den Anfänger machen, ist, mit ihrer gewohnten Schreibgeschwindigkeit zu lettern. Doch hier liegt ein entscheidendes Missverständnis.

Handlettering ist nicht Schreiben, es ist das bewusste Zeichnen von Buchstaben. 

Deine normale Handschrift ist auf Geschwindigkeit getrimmt. Wenn du zu schnell bist, verlierst du die Kontrolle über den Stift. Die Linien werden ungleichmäßig, die Übergänge zwischen dicken und dünnen Strichen holprig und das gesamte Schriftbild wirkt unruhig.

Nimm dir bewusst Zeit für jeden einzelnen Buchstaben. Vergiss deine alltägliche Handschrift komplett und konzentriere dich auf die Form, der einzelnen Buchstaben. Dieser langsame Prozess ist nicht nur der Schlüssel zu schöneren Ergebnissen, sondern auch eine wunderbare Möglichkeit, vom Alltagsstress abzuschalten und ganz im kreativen Moment aufzugehen.

Du setzt den Stift nicht ab

Dieser Punkt hängt eng mit dem ersten zusammen. Beim normalen Schreiben fließen die Wörter nur so aus uns heraus. Im Handlettering ist das Absetzen des Stiftes aber kein Zögern, sondern eine Super-Technik, die dir die absolute Kontrolle gibt. Glaub mir, selbst erfahrene Künstler setzen ihren Stift nach fast jedem Grundstrich ab, um neu anzusetzen.

Stell dir vor, du zeichnest ein „a“. Zerlege es in seine Einzelteile: ein Oval und ein senkrechter Strich.

  • Zeichne das Oval. Stopp. Setz den Stift ab.
  • Atme kurz durch, positioniere den Stift neu und zeichne den senkrechten Strich.

Dieses kurze Innehalten gibt dir die Chance, den Druck bewusst zu verändern und den nächsten Strich perfekt zu platzieren. Mach das Absetzen zu deiner neuen Gewohnheit – es wird die Qualität deiner Letterings revolutionieren!


Verwendung ungeeigneter Materialien

Die riesige Auswahl an Stiften und Papieren kann einen am Anfang echt erschlagen. Das führt oft zu Fehlkäufen, die mehr Frust als Freude bringen. Wichtiger als teures Material ist das richtige Material für den jeweiligen Zweck zu wählen.

Stifte: Welches Modell eignet sich für Anfänger?

Grundsätzlich kannst du mit jedem Stift lettern, von Bleistift bis Kugelschreiber. Und gerade am Anfang ist weniger mehr. Glaub mir, ein Bleistift reicht völlig aus.

Wenn du jedoch den beliebten Stil mit unterschiedlich dicken Linien (das sogenannte Brushlettering) üben möchtest, benötigst du einen speziellen Stift: den Brush Pen.

Für Anfänger sind jedoch nicht alle Brush Pens gleich gut geeignet. Große Stifte mit sehr weichen, flexiblen Spitzen sind schwer zu bändigen.

Greife stattdessen zu Stiften mit einer kleineren, festeren und robusteren Spitze. Sie geben dir mehr Widerstand auf dem Papier und erleichtern das Erlernen der Druckkontrolle.
Hervorragende Einsteigermodelle sind beispielsweise der Pentel Brush Sign Pen oder der Tombow Fudenosuke (in der harten oder weichen Variante).

Das richtige Papier für deine Brushpens

Das ist der Punkt, den fast alle am Anfang unterschätzen – und er ist so, so wichtig! Falsches Papier ruiniert nicht nur dein Kunstwerk, sondern auch deine teuren Stifte.

Die empfindliche Spitze eines Brush Pens ist für superglattes Papier gemacht. Normales Druckerpapier ist für sie wie Schmirgelpapier. Es franst die Spitze aus und macht saubere, dünne Linien unmöglich. Das Ergebnis sind zottelige Striche, und du denkst, es liegt an dir oder am Stift.

Daher mein wichtigster Rat: Investiere in das richtige Papier! Ideal ist spezielles Handlettering-Papier oder – als günstige Alternative – sehr glattes Laserdruckerpapier (mindestens 100 g/m²).


Die Buchstaben

Deine Buchstaben tanzen aus der Reihe

Ein harmonisches Schriftbild lebt von Gleichmäßigkeit. Wenn deine Buchstaben ungewollt in der Höhe tanzen, wirkt das ganze Wort schnell unruhig. Freihändig eine einheitliche Größe hinzubekommen, ist selbst für Profis nicht immer einfach. Die Lösung ist kinderleicht, aber fundamental: 

Hilfslinien!

Zeichne dir mit einem weichen Bleistift und einem Lineal ein einfaches Liniensystem. Das sind die wichtigsten:

  • Grundlinie: Hier stehen alle Buchstaben drauf.
  • x-Höhe: Die Höhe für Kleinbuchstaben wie a, c, x.
  • Oberlänge: Die Linie für Buchstaben wie b, d, h.
  • Unterlänge: Die Linie für Buchstaben wie g, j, p.

Dieses simple Raster gibt deinem Schriftzug sofort Struktur und sorgt für einheitliche Proportionen.

Jeder Buchstabe hat seine eigene Neigung

Genau wie die Größe ist auch die Neigung deiner Buchstaben entscheidend. Wenn einige gerade stehen und andere sich nach links oder rechts lehnen, sieht es chaotisch aus. Dein Ziel ist eine einheitliche Neigung über das gesamte Wort.

Und auch hier sind Hilfslinien dein bester Freund! Schnapp dir ein Geodreieck und zieh dir zusätzlich diagonale Linien im gewünschten Winkel (z. B. 70 Grad) über dein Blatt. An diesen Linien richtest du jeden Buchstaben aus. Das ist am Anfang eine riesige Hilfe und sorgt für ein professionelles Schriftbild.

Fehlerhafte Abstände zwischen Buchstaben

Der Abstand zwischen den Buchstaben – in der Typografie als „Kerning“ bekannt – ist ein subtiles, aber mächtiges Werkzeug für ein ausgewogenes Schriftbild. Anfänger neigen dazu, die Buchstaben zu eng oder zu unregelmässig aneinander zu setzen, so wie sie es vom normalen Schreiben gewohnt sind.

 Das Ergebnis wirkt gequetscht und ist schwer lesbar.

Lasse bewusst etwas mehr Platz zwischen den einzelnen Buchstaben, als du es für nötig hältst.

Eine gute Faustregel ist, dass der Leerraum zwischen zwei Buchstaben ungefähr so breit sein sollte wie der Innenraum eines Buchstabens (z.B. der Bogen im ’n‘).

Eine hervorragende Übung ist es, vor dem Lettern eines Spruchs grob Kästchen für jedes Wort zu skizzieren. So planst du erst das große Layout und konzentrierst dich dann auf die Buchstaben innerhalb der Kästchen, was dir hilft, ein besseres Gefühl für die Abstände zu entwickeln.

Handlettering: Enjoy the little things.
In farbiger Schrift. Mit Hinweisen was ich besser machen könnte.
Handlettering: Enjoy the little things. Einer meiner ersten Versuche – definitiv ausbaufähig 😉

Zu ehrgeiziger Start mit komplexen Projekten

Du hast einen wunderschönen Spruch mit verschiedenen Schriftarten und Verzierungen gesehen und willst ihn sofort nachmachen. Kann ich gut verstehen, nur führt das leider oft zu Frustration, wenn das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht.

Handlettering lernt man wie ein Instrument oder eine Sportart: Man beginnt mit den Grundlagen und steigert sich langsam.

Die richtige Lernreihenfolge sieht so aus:

  1. Grundformen: Beginne mit den grundlegendsten Bewegungen. Übe simple Auf- und Abstriche. Zeichne Reihen von Wellen, Ovalen und Schleifen. Das baut das so wichtige Muskelgedächtnis auf. Und es kann wunderbar entspannend sein.
  2. Buchstaben: Jeder Buchstabe ist nur eine Kombination dieser Grundformen. Wenn du die Grundstriche beherrschst, fällt dir das Formen der Buchstaben viel leichter.
  3. Wörter: Verbinde die gelernten Buchstaben zu einfachen Wörtern.
  4. Komposition: Erst jetzt wagst du dich an die Gestaltung ganzer Sprüche.

Wenn du die Grundlagen überspringst, fehlt dir die Basis, auf der alles andere aufbaut. Das heißt nicht, das du stur nach dieser Reihenfolge vorgehen mußt, aber es macht es um vieles leichter, öfter mal die Basics zu üben.

Und, ganz wichtig: Sei geduldig mit dir selbst und feiere die kleinen Erfolge auf jeder Stufe.


Mangel an Zeit und Geduld

„Ich hab keine Zeit zum Üben“ oder „Bei mir wird das einfach nichts“ – diese Sätze kenne ich nur zu gut.

Der Schlüssel zum Erfolg im Handlettering ist jedoch nicht stundenlanges, verbissenes Training, sondern regelmäßige, kurze Übungseinheiten.

Der Aufbau von Muskelgedächtnis und die Verfeinerung der Feinmotorik funktionieren am besten durch regelmässiges Lettern, nicht durch Intensität.

Es ist weitaus effektiver, jeden Tag 5 bis 10 Minuten zu üben, als einmal pro Woche eine ganze Stunde.

Diese kurzen Einheiten lassen sich leicht in den Alltag integrieren – morgens beim Kaffee, in der Mittagspause oder abends zum Entspannen. Das klappt wunderbar.


Ursachen für Schwierigkeiten beim Einstieg ins Handlettering

Wenn du verstehst, warum diese Hürden existieren, kannst du sie mit viel mehr Geduld und Selbstmitgefühl meistern.

  • Die Falle der perfekten Vorbilder: Social Media ist eine Scheinwelt. Du vergleichst deinen allerersten Versuch mit dem fertigen Kunstwerk eines Profis. Das ist unfair dir selbst gegenüber! Erlaube dir, ein Anfänger zu sein.
  • Die Überforderung durch Material: Lass dich nicht vom riesigen Angebot lähmen. Für den Anfang reichen wenige, gut ausgewählte und günstige Materialien völlig aus. Deine Fähigkeit ist wertvoller als der teuerste Stift.
  • Der Wunsch nach sofortiger Perfektion: Viele wollen es sofort perfekt „können“, ohne den Weg des Lernens zu gehen und zu geniessen. Jeder vermeintliche Fehler ist eine Lektion. Manchmal entstehen aus den „Fehlern“ sogar die spannendsten Effekte! Sei neugierig, nicht perfektionistisch.
  • Die Angst vor Fehlern: Tutorials sind super, aber sie können auch den eigenen Entdeckergeist lähmen. Trau dich, auch mal ohne Anleitung zu kritzeln. Die besten Ideen entstehen oft, wenn man aufhört, einem Plan zu folgen.


Zusammenfassung: Deine Strategie für einen gelungenen Start

Hier sind die wichtigsten Tipps auf einen Blick, damit deine Handlettering-Reise von Anfang an Spaß macht.

  • Setze dir realistische Ziele: Nimm dir für den Anfang nur ein einziges Wort oder einen Buchstaben vor. Führe ein Übungsheft und blättere nach ein paar Wochen zurück – die eigenen Fortschritte zu sehen, ist der beste Motivations-Boost!


  • Übe kurz, aber regelmäßig: Denk dran: 5-10 Minuten pro Tag sind besser als eine Stunde pro Woche. Wiederholung ist der Schlüssel zum Muskelgedächtnis.

  • Halte es einfach: Deine Grundausstattung ist simpel: Ein Bleistift, Radierer, Lineal, ein anfängerfreundlicher Brush Pen und superglattes Papier. Beim Brushlettering: Konzentriere dich auf die eine Grundtechnik: Aufstrich dünn (wenig Druck), Abstrich dick (viel Druck).

  • Wärme dich auf: Fülle ganze Seiten mit einfachen Formen wie Wellen, Schleifen und Ovalen. Das lockert die Hand und gibt dir Sicherheit.

  • Finde Inspiration, aber bleib bei dir: Lass dich von anderen inspirieren, aber vermeide den Vergleich. Dein eigener, einzigartiger Stil wird nicht durchs Kopieren entstehen, sondern indem du das Gelernte auf deine Weise anwendest. Er kommt ganz von allein, mit Zeit und Übung. Versprochen!



Weiterführende Ressourcen

Bist du bereit, noch tiefer einzutauchen? Mega! Ich habe hier ein paar meiner liebsten Ressourcen für dich gesammelt, die dich auf deinem Weg begleiten können.

  • Bücher & Tutorials: Bücher sind super, weil du sie direkt neben dich legen und Schritt für Schritt mitmachen kannst. Sie bieten oft toll strukturierte Anleitungen und viele Vorlagen. Details folgen…

  • Online-Kurse: Hier kannst du den Profis direkt auf die Finger schauen, die Videos so oft ansehen, wie du willst, und bekommst oft massenhaft Übungsmaterial. Mein Lieblingskurs: Der große Handletteringkurs von Timo Ostrich

  • YouTube & Blogs: Eine echte Goldgrube für alle, die visuell lernen! Details folgen…


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